Blühende Rosen sind im Sommer eine echte Augenweide in unseren Weingärten. Sie stehen am Anfang und am Ende vieler Rebzeilen und sie sind einfach ein Genuss für die Sinne – in Rot und Rosa, in Gelb und Weiß. Gepflanzt werden sie aber nicht zur Freude von Blumenfreunden, sondern als indirekter Schutz für die Reben. Sie zeigen nämlich die Gefahr von Mehltau an. Hier nutzen die Winzer die Weisheit der Natur – durch die Blume sozusagen.

Weinrebe und Rose sind nämlich anfällig für die gleichen Krankheiten und Schädlinge. Allerdings sind die Rosen sehr viel empfindsamer als die robusten Trauben. Als sogenannte Indikatorpflanzen zeigen sie bei Befall viel früher Symp tome als der Weinstock. Während der Wein also beispielsweise noch an einem Befall mit Mehltau brütet, hat’s die zarte Rose schon voll erwischt. Wenn sich auf den Rosenblättern erste Anzeichen des weißen Belags zeigen, können die Winzer noch rechtzeitig reagieren und durch entsprechende Gegenmaßnahmen ihre Rebstöcke und letztlich ihre Ernte und den Wein retten.

 

Entdeckt haben die auskunftsfreudige Art der Rosen übrigens Mönche im franzö-sischen Burgund: Sie erkannten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, dass Rosen in der Nähe von Weinstöcken Symptome von Pilzbefall lange vor den Reben zeigten.

Heute stimmen viele Winzer die Farben der Rosen mit dem Wein ab: rote Rosen zu roten Trauben, helle Rosen zum Weißwein – perfekt für Besserwisser, die schon im Frühsommer sagen können, welche Farbe die Trauben in welcher Zeile entwickeln werden. Übrigens unterstützen die Rosenstöcke auch die Artenvielfalt in unseren Weinbergen. Sie dienen Bienen und anderen Insekten als Nahrungs-quelle und Unterschlupf. Außerdem halten ihre Wurzeln die Erde am Rande der Rebzeilen zusammen, können also der Erosion im Weinberg entgegenwirken.